Donnerstag, 22. Februar 2007

Sahara adieu - bis bald..

Ein Festessen aus Kamelfleisch und Datteln im Gastzelt des letzten Wuestencamps auf unserer Route ("Roi du Beduin" bei Laayoune) hat uns - trotz Abschiedsstimmung - versoehnlich gestimmt. Die Nacht muessen wir dann auf der Ladeflaeche des Landi verbringen, da der Wind in der Westsahara zu Sturmstaerke aufgefrischt war und es unmoeglich wird, das Dachzelt zu oeffnen.

Inzwischen sind wir wieder noerdlich der Sahara, deren Begrenzungslinie circa auf der Hoehe von Tan Tan liegt (300 km suedlich von Agadir). Von Agadir aus fahren wir auf den Tizi'n Test - ein schneebedeckter Atlaspass in 2100 m Meereshoehe. Kein schlechter Kontrast: Vor zwei Tagen noch in der Hitze der Wueste geschwitzt und heute im Atlasschnee gefroren. Schnell fluechten wir allerdings wieder zur warmen Kueste zurueck, um noch einige Tage angenehme 25 Grad zu geniessen.

Die beigefuegten Bilder zeigen noch ein paar interessante Ansichten: Das Warnschild vor Minen ist im Norden Mauretaniens aufgenommen. Ein stummer Zeuge des Krieges mit der Polisario, der schon viele Jahre zurueckliegt (70er und 80er Jahre). Doch die Landminen sind geblieben und bedrohen die Beduinen und Hirten immer noch. Es zeigt wieder einmal, wie schwer es ist, diese heimtueckischen Waffen wieder loszuwerden, die fast nur Opfer unter der Zivilbevoelkerung fordern.

Die beiden anderen Bilder sind im Atlasgebirge geschossen. Die lokalen Ziegen klettern scheinbar lieber auf Baeume als auf Berge...








Freitag, 16. Februar 2007

Zurueck in die Wueste

Atar gilt als die heimliche Hauptstadt der Mauren. Vor rund 800 Jahren war Atar und das in der Naehe gelegene Chinguetti ein wichtiger Stuetzpunkt des Transsaharahandels. Gold und Sklaven, Datteln und Gewuerze fanden hier ihre Abnnehmer.

Vom Senegalfluss fahren wir erst rund 350 km nach Norden, um dann von Nouakchott aus 450 km nach Nordosten ins Landesinnere nach Atar zu gelangen. Die Temperaturen liegen hier inzwischen schon bei knapp 40 Grad im Schatten am Nachmittag. Basislager ist das Campement "Bab Sahara", das in Atar von einem Hollaender gefuehrt wird. Hier herrscht das uebliche Treiben: Eine Handvoll halbwegs verwegene Afrikafahrer sitzt im Schatten und tauscht sich ueber die besten Pisten aus. Morgens um vier schreit der Muezzin und ab Sonnenuntergang gibt es eingeschmuggeltes Bier. Wir fahren von hier ueber eine Bergpiste nach Chinguetti, eine der heiligen Staetten des Islam (vor fuenf Jahren von den unglaeubigen Archaelogen der Europaeischen Union aus dem Sand ausgebuddelt). Die Fahrt ist atemberaubend und erinnert an eine Szenerie aus dem Grand Canyon (siehe Bild). Die historische Staette wirkt eher verkommen und vermuellt. Die Andenkenhaendler lassen sich kaum abschuetteln.

Eigentlich wollen wir dann von Atar ueber 500 km Sandpiste zurueck an die marokkanische Grenze fahren. ein Motorschaden am Allradantrieb unserer Freunde laesst dieses Unternehmen aber zu gewagt erscheinenen. So fahren wir ueber die Teerstrasse zurueck nach Marokko (knapp 1000 km bis zur Grenze). Mit einem (freundlich gemeinten) "Heil Hitler" verabschieden sich die mauretanischen Beamten von uns, bei denen - wie wir immer wieder bestaetigt bekommen - die Verbrechen des Naziregimes noch heute hoch im Kurs stehen.

In Marokko erwartet uns eine unangenehme Ueberraschung an der ersten Tankstelle, wo angeblich die Benzinpumpe nicht funktioniert. Wir sollen - statt zu tanken - im angegliederten Hotel uebernachten. Dieser Trick wird schon in unserem Reisefuehrer beschrieben und wir lachen den Tankwart nur aus. Allerdings bekommen wir trotzdem keinen Sprit. So entscheiden wir uns dafuer, den benzinlosen VW-Bus 100 km durch die Westsahara zur naechsten Tanke zu schleppen. Wiedereinmal loest der Landrover seine Aufgabe ohne Probleme. Nach Mitternacht erreichen wir Dakhla und genehmigen uns - wie schon haeufig - ein lecker Erbsensueppchen(Dank der unerschoepflichen Vorraete von Corinna und Andi), bevor wir todmuede ins Zelt kriechen.

Heute Morgen lacht aber schon wieder die Sonne ueber der fantastischen Bucht von Dakhla und wir freuen uns ueber die Wellenreiter kaum 50 m enfernt in der Brandung.

Freitag, 9. Februar 2007

Zwischenbilanz

Dakar stellt den südlichsten Punkt unserer Reise dar. Inzwischen haben wir den Landrover gewendet, uns aus Dakar herausgewühlt und befinden uns wieder im Norden Senegals bei St. Louis. Nach fast sechs Wochen stellen wir fest, dass uns der bisherige Verlauf der Reise ziemlich überrascht hat: Während wir ursprünglich Marokko und Mauretanien nur als Durchgangsländer ansahen und Senegal als das eigentliche (besonders schöne, interessante) Ziel, stellt sich heraus, dass insbesondere Mauretanien wesentlich interessanter ist als angenommen. Mit der fantastischen Wüstenlandschaft, der großen Einsamkeit der leeren Sandmeere und den Zeltdoerfern der Nomaden bietet Mauretanien vieles. Auch spürt man im Land einen gewissen Optimismus, die Bemühung voranzukommen (weitgehend faire Wahlen, 20% Quote für Frauen im Parlament, Ausbau der Pressevielfalt …). Auch Marokko hat sehr positiv überrascht, vor allem der riesige wirtschaftliche Fortschritt, der in den letzten Jahren dort stattfand. Dagegen bleibt vom Senegal ein zwiespältiger Eindruck. Die einstmals sehr gute Infrastruktur der Franzosen (Schienen, Strassen) wirkt ungepflegt und verfallen. Die Bevölkerung strahlt eher Lethargie aus. Schmutz und Müll in den Dörfern sind ungleich schlimmer als in den nördlichen Ländern, obwohl man noch wohlhabender ist als z.B. Mauretanien. Doch bietet der Senegal unzweifelhaft beeindruckende Landschaften, kulinarische Highlights an Fischgerichten und einiges an westafrikanischer Kultur. Nicht zu vergessen ist auch der wesenlich liberalere und tolerantere Umgang mit religioesen Regeln.

Wir haben uns entschlossen auf der Rückfahrt noch etwas Zeit in Mauretanien und/oder Marokko zu verbringen, da die Wüste Sahara für uns absolut der faszinierendste Teil der bisherigen Reise war.

Anbei noch zwei Bilder, die die senegalesische Widersprüchlichkeit zeigen. Einmal ein Eindruck vom Verkehrschaos in Dakar (das Bild zeigt nicht etwa einen Parkplatz, sondern ist mitten auf der Stadtautobahn aufgenommen) und eine Impression vom idyllischen Senegalfluss im Abendlicht.

Dienstag, 6. Februar 2007

Von Dakar zur Sklaveninsel Gorée

Die Stadt ist ein Moloch. Man kann es nicht anders sagen. Ein paar Millionen Menschen leben zusammengepfercht auf der Peninsula von Dakar. Expansionsraum gibt es praktisch nicht.
Die Stadt gleicht einem brodelnden Hexenkessel. Sobald man dem Taxi oder dem Grand-Taxi (Bild) entsteigt, hört man schon von allen Seiten "Madame, Monsieur, regardez! Bon Prix!!" Alles wird gehandelt und jeder Dakarer ist wohl von Geburt an Händler...
Wir flüchten uns per Boot auf die vor der Küste liegende ehemalige Sklaveninsel Gorée. Von hier aus wurden noch bis vor rund 200 Jahren die menschliche Ware über den Atlantik geschickt. Heute erinnern ein paar Denkmäler und das "Maison des Esclaves" an diese Zeiten. Mehrheitlich dient die Insel aber älteren Französinnen dazu mit ihren jungen schwarzen Lovern zu flanieren und zu turteln. Nun ja, da sage noch einer Sextourismus sei nur auf Männer beschränkt...



Montag, 5. Februar 2007

KM 7500 seit Kreuzlingen...

...und Dakar ist erreicht. 250 km sind wir ab -st.Louis durch relativ öde Savanne Richtung Süden gefahren, hin und wieder am Wegesrand ein ärmliches Dorf oder ein staubiges Städtchen - meist gruppiert um die zentrale Tankstelle. Nachdem wir uns dann kurz entschlossen doch noch dem Verkehrschaos vor Dakar gestellt haben, hat es nur zwei Stunden gedauert die letzten 20 km zu überwinden. Morgen werden wir uns dieses Gewühl aus Menschen, immer hupenden Schrottautos, Marktständen, Garküchen, Cafés, Restaurants und und und... näher anschauen. Mal sehen, ob es auch ein paar gute Schnappschüsse gibt.

Samstag, 3. Februar 2007

Zebra und Gazelle

Wir sitzen im Schatten einiger großer Palmen, im Hintergrund das Meeresrauschen, vor uns „Biere Gazelle“. Das wichtigste Ziel unserer Reise ist erreicht! Kurz nach 19 Uhr sind wir Vorgestern in der unter Afrikareisenden berühmten Zebrabar eingetroffen. Ungefähr 20 km südlich von St. Louis und circa 40 km von der senegalesischen Grenze entfernt, bietet die von Schweizern betriebene Zebrabar alles was man sich nach einem anstrengenden Tag wünscht: Ein großes Gelände zum Campen, einen schönen Strand hinter einer Sandbank vor dem Meer geschützt, senegalesisch-schweizerische Küche und solarbetriebene heiße Duschen sowie den unten sichtbaren Aussichtsturm.Man trifft hier die abenteuerlichsten Gestalten auf der Reise durch Afrika - Althippies, Autoschieber, englische Rentner auf der Suche nach dem spaeten Glueck, und sogar ein paar Konstanzer auf der Durchreise nach Suedafrika. Zuhauf sehen wir auch uralte, umgebaute LKWs mit Buschtauglichkeit... Was fuer ein Ort!

Der Weg dorthin ist jedoch nicht ganz einfach. Von Nouakchott fahren wir 200 km nach Süden bis Rosso, biegen dann nach Westen ab, um den Schleppern und Neppern am berüchtigten Grenzübergang von Rosso zu entgehen. Wir nehmen die Erdpiste ueber circa 100 km entlang des Senegalflusses(im Wasser neben der Piste suhlen sich die Warzenschweine und wir sehen auch hunderte Flamingos), um dann bei Djama auf einer Schleußenanlage über den Fluß zu fahren. Die Grenzformalitäten lassen sich schnell erledigen – insbesondere nachdem der mauretanische Grenzer von seinem Nickerchen erwacht ist, von der Pritsche aufsteht und uns gähnend die Pässe abstempelt. Nicht viele Reisende benutzen offensichtlich diesen abgelegenen Grenzübergang.

Kaum nähern wir uns jedoch St. Louis stoppt uns eine senegalesische Polizeikontrolle. Monsieur wünscht Warndreieck, Verbandskasten und Feuerlöscher (!) zu sehen. Mit einem Feuerlöscher können wir nicht dienen (wie wahrscheinlich 99,9% aller senegalesischen Autofahrer in ihren fahrbaren Wracks). Der Polizist meint jedoch, von uns 20 € Strafe abkassieren zu müssen. Eine Quittung will er partout nicht ausstellen. Als wir uns weigern zu bezahlen, wird er recht pampig und droht mit der Beschlagnahmung unseres Autos. Mit knirschenden Zähnen zahlen wir und beschaffen uns an der nächsten Tanke einen Feuerlöscher. Der Tankwart lacht sich einen und fragt gleich, ob wir auch noch alle anderen beliebten "Kontrollgegenstaende" haben. An dieser Stelle ist ein Wort zum Thema Polizeigebaren angebracht: Während wir in Marokko auf ein (gegenüber früheren Jahren) extrem korrektes Verhalten der Polizei und auch gestoßen sind, nehmen weiter südlich Schmiergelforderungen und willkürliche Busen gegenüber Touristen massiv zu.
Wir planen, einige Tage in der Zebrabar zu verbringen und die tolle Landschaft sowie das angenehme Klima zu geniessen. Dann werden wir entscheiden, in welche Richtung die Reise weitergehen soll...