Sonntag, 14. Januar 2007

Chuchikaeschtli in Nordafrika


Die Grenze zwischen der spanischen Enklave Ceuta auf dem afrikanischen Kontinent (wo die Fähre aus Algeciras anlegt) und Marokko ist ein Gewimmel aus tausenden Menschen, Taxis, LKWs, Mauleseln und diversen anderen Kreaturen. Wir werden von einem Guide angesprochen, der mit seiner Kutte und Kapuze recht abenteuerlich aussieht, was durch seinen wilden Bart noch unterstrichen wird. Dafür kann der Mann aber das Schweizer Wort „Chuchikäschtli“ (hochdeutsch: Küchenschrank) einwandfrei aussprechen, kaum hat er unser Schweizer Nummernschild erspäht. Er brüllt also dieses eine Wort ungefähr 10mal in unsere Ohren, worauf er uns tatsächlich vertrauenswürdig erscheint, so dass wir ihm vertrauen und er uns innerhalb von 15 Minuten durch Passkontrolle, Autoanmeldung und Zoll bugsiert (für ein kleines Trinkgeld, versteht sich).

Danach geht es dann zügig weiter Richtung Süden: Tetouan, Rabat, Casablanca. Wir überqueren die Ausläufer des Rif-Gebirges und halten Ausschau nach Hanfpflanzen links und rechts der Straße. Angeblich beherbergt das Rif-Gebirge immer noch eines der weltgrößten Haschischanbaugebiete. Am Wegesrand werden jedoch lediglich Erdbeeren, Orangen und Hühner feilgeboten. Die weitere Fahrt ist recht unspektakulär, da die Autobahnen hervorragend ausgebaut sind. Bemerkenswert lediglich ein riesiger Supermarkt bei Rabat, der mit jedem europäischen Megaeinkaufzentrum mithalten kann - inklusive Pizzahut, McDonalds und Co.

Mit der Ankunft in Marrakech haben wir ein erstes wichtiges Zwischenziel erreicht. Auf der Fahrt ändert sich die Landschaft allmählich von grüner flacher Ackerfläche zu hügeliger Steinwüste. Die Straße wird enger und wir gewöhnen uns langsam an die waghalsigen Überholmanöver marrokanischer Fahrer, die gerne vor engen Kurven und Kuppen zum Einsatz kommen. Ein freundlicher Mopedfahrer führt uns dann durch das Gewusel der Innenstadt von Marrakech. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. 15 Jahre ist es her, dass wir als Rucksacktouristen diese Stadt das letzte Mal besucht haben. Inzwischen ist fast alles neu. Fantastische Hotelkomplexe säumen die breiten Boulevards der Neustadt, überall Palmen gesäumte Plätze und Strassen. Die Mauer zur Medina wirkt frisch renoviert. In dieser Stadt scheint ein kleines Wirtschaftswunder in den letzten Jahren stattgefunden zu haben. Wir fahren weiter Richtung Süden und quartieren uns in einem kleinen, traditionellen Guesthousekomplex ein, dessen Mauern aus Lehm und Stroh erstellt sind. Die „Zimmer“ sind quasi kleine traditionelle Berberhäuser. Das Essen kann man sich in Zelten servieren lassen. Kein schlechtes Gefühl nach fünf Stunden staubiger Strasse, einen süssen marrokanischen Minztee im Garten dieses Anwesens zu schlürfen. Für alle interessierten Traveller: Der Name dieses sehr empfehlenswerten Maison d’Hotes lautet
Jnane Leila . Es liegt circa 6 km südlich von Marrakech an der Straße zum legendären Tal von Ourika.
In den nächsten Tagen werden wir in die Märkte Marrakechs eintauchen und mit dem Landi den Hohen Atlas erkunden – unter anderem das besagte Tal von Ourika.


3 Kommentare:

Christian hat gesagt…

Schicke Unterkunft, wirklich sehr gepflegt (natürlich auch preislich). Betrachtet man sich allerdings die eincheckenden Westeuropäischen-Nomadenfürsten im Zelt, die dort doch ein wenig deplaziert wirken (man beachte den glücklichen Gesichtsausdruck und die landestypische Bekleidung), scheinen die Preise zur Kompensation für wiederkehrenden Erinnerungen an die Kolonialzeit durchaus angemessen.

Steffen hat gesagt…

Wer zahlt hier schon den Listenpreis? Nicht mal die politisch korrektesten Antikolonialisten...

Christian hat gesagt…

Was - Ihr bösen Ausbeuter!! Habt Ihr etwa die Stange Ziggis aus Gibraltar schon versilbert (oder gar verminzt??). Schämt Euch!